4. Upgrade von Debian 12 (bookworm)
4.1. Vorbereiten des Upgrades
Wir empfehlen, dass Sie vor dem Upgrade auch die Informationen in Dinge, die Sie über trixie wissen sollten lesen. Das Kapitel behandelt mögliche Probleme, die mit dem Upgrade-Prozess nicht direkt zusammenhängen, von denen Sie aber dennoch wissen sollten, bevor Sie mit dem Upgrade beginnen.
4.1.1. Sichern aller Daten und Konfigurationsinformationen
Wir empfehlen Ihnen nachdrücklich, vor dem Upgrade Ihres Systems ein komplettes Backup durchzuführen oder zumindest alle Daten und Konfigurationsinformationen zu sichern, die Sie nicht verlieren möchten. Die Upgrade-Werkzeuge und der zugehörige Prozess sind recht zuverlässig, aber ein Versagen der Hardware während des Upgrades könnte zu einem schwer beschädigten System führen.
Am wichtigsten für das Backup sind die Inhalte von /etc
, /var/lib/dpkg
, /var/lib/apt/extended_states
und die Ausgabe von:
$ dpkg --get-selections '*' # (the quotes are important)
Wenn Sie aptitude
zur Paketverwaltung auf Ihrem System verwenden, sollten Sie auch eine Sicherung von /var/lib/aptitude/pkgstates
machen.
Der Upgrade-Prozess ändert nichts im Verzeichnisbaum /home
. Allerdings ist bekannt, dass einige Anwendungen (z.B. Teile der Mozilla-Suite und die GNOME- und KDE-Desktop-Umgebungen) existierende Benutzereinstellungen mit neuen Vorgaben überschreiben, wenn eine neue Version der Anwendung das erste Mal von einem Benutzer gestartet wird. Zur Vorsicht sollten Sie überlegen, die versteckten Dateien und Verzeichnisse (Dateien und Verzeichnisse, die mit einem Punkt beginnen, auch "dotfiles" genannt) in den Home-Verzeichnissen der Benutzer zu sichern. Dieses Backup könnte Ihnen dabei helfen, die alten Einstellungen wiederherzustellen. Auch sollten Sie die Benutzer des Systems darüber informieren.
Jede Paketinstallation muss mit den Rechten des Superusers ausgeführt werden. Melden Sie sich daher als root
an oder verwenden Sie su
oder sudo
, um die notwendigen Rechte zu erlangen.
Für das Upgrade gibt es ein paar Voraussetzungen; Sie sollten diese überprüfen, bevor Sie das Upgrade durchführen.
4.1.2. Die Benutzer vorab informieren
Es empfiehlt sich, alle Benutzer vor dem geplanten Upgrade zu informieren, auch wenn Benutzer, die über ssh
auf Ihr System zugreifen, wenig von dem Upgrade mitbekommen sollten und es ihnen möglich sein sollte, weiterzuarbeiten.
Falls Sie zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen ergreifen möchten, sichern Sie die Partition /home
vor dem Upgrade oder lösen Sie diese Einbindung mit umount
.
Sie müssen beim Upgrade auf trixie auch ein Kernel-Upgrade durchführen, daher wird ein Systemneustart notwendig sein. Typischerweise wird dieser stattfinden, nachdem das Upgrade abgeschlossen ist.
4.1.3. Vorbereitung auf die Deaktivierung von Diensten
Einigen Paketen, für die ein Upgrade ansteht, sind möglicherweise Dienste zugeordnet. Falls das der Fall ist, beachten Sie bitte, dass diese Dienste während des Upgrades gestoppt werden, wenn die ihnen zugeordneten Pakete ersetzt und konfiguriert werden. Während dieser Zeit werden diese Dienste nicht verfügbar sein.
Die exakte Dauer, für die die Dienste abgeschaltet sind, variiert abhängig von der Anzahl der Pakete, die im System aktualisiert werden und enthält auch die Zeit, die der Systemadministrator benötigt, um Konfigurationsfragen von verschiedenen Paket-Upgrades zu beantworten. Beachten Sie, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit für die Nichtverfügbarkeit von Diensten über eine erhebliche Zeitdauer besteht, wenn der Upgrade-Prozess unbeaufsichtigt läuft und das System eine Bedienereingabe während des Prozesses erfordert [1].
Wenn das zu aktualisierende System kritische Dienste für Ihre Nutzer oder für das Netzwerk bereitstellt [2], können Sie die Dauer, für die der Dienst abgeschaltet ist, reduzieren, indem Sie ein minimales System-Upgrade durchführen (wie in Minimales System-Upgrade beschrieben), gefolgt von einem Kernel-Upgrade und einem Reboot und schließlich dem Upgrade der Pakete, denen Ihre kritischen Dienste zugeordnet sind. Aktualisieren Sie diese Pakete, bevor Sie das eigentliche vollständige Upgrade durchführen, das in Upgrade des Systems beschrieben ist. So stellen Sie sicher, dass die kritischen Dienste während des ganzen vollständigen Upgrades laufen und verfügbar sind, so dass der Zeitraum, während dem die Dienste abgeschaltet sind, insgesamt reduziert ist.
4.1.4. Vorbereitungen für eine Systemwiederherstellung
Obwohl Debian versucht sicherzustellen, dass Ihr System immer startfähig bleibt, gibt es stets die Möglichkeit, dass Sie beim Neustart des Systems nach dem Upgrade Probleme feststellen. Bekannte mögliche Probleme sind in diesem und den nächsten Kapiteln dieser Veröffentlichungshinweise dokumentiert.
Aus diesem Grund ist es sinnvoll, sicherzustellen, dass Sie die Möglichkeit haben, Ihr System wieder zum Laufen zu bringen, falls der Start fehlschlagen sollte oder (bei fernverwalteten Systemen) der Aufbau der Netzwerkverbindung nicht erfolgreich sein sollte.
Falls Sie das Upgrade aus der Ferne über eine ssh
-Verbindung durchführen, wird empfohlen, dass Sie die nötigen Vorkehrungen treffen, um den Server über eine serielle Terminalverbindung aus der Ferne erreichen zu können. Es besteht die Möglichkeit, dass Sie nach dem Kernel-Upgrade und anschließenden Neustart die Systemkonfiguration über eine lokale Konsole korrigieren müssen. Auch könnte es sein, dass Sie das System über eine lokale Konsole wiederherstellen müssen, wenn es in der Mitte des Upgrade-Prozesses versehentlich neu gebootet wird.
Zur Systemrettung empfehlen wir grundsätzlich die Verwendung vom Rettungsmodus des Debian-Installers für trixie. Der Vorteil der Verwendung des Installers besteht darin, dass Sie aus seinen vielen Methoden diejenige aussuchen können, die am besten für Sie passt. Für weitere Informationen lesen Sie bitte den Abschnitt "Ein beschädigtes System reparieren" in Kapitel 8 der Installationsanleitung (unter https://www.debian.org/releases/trixie/installmanual) und die FAQ des Debian-Installers.
Falls dies fehlschlägt, benötigen Sie eine alternative Möglichkeit, Ihr System zu starten und zu reparieren. Eine Möglichkeit ist, ein spezielles Rettungs-Image oder ein Live-Installations-Image zu verwenden. Nachdem Sie davon gebootet haben, sollten Sie die Wurzel Ihres Dateisystems (/
) einbinden und ein chroot
darauf ausführen, um das Problem untersuchen und beheben zu können.
4.1.4.1. Shell zur Fehleranalyse während des Bootens mit Initrd
Das initramfs-tools-Paket integriert eine Shell zur Fehleranalyse [3] in die Initrds, die es erzeugt. Falls die Initrd beispielsweise nicht in der Lage ist, die Wurzel Ihres Dateisystems (/
) einzubinden, wird Ihnen diese Debug-Shell präsentiert, in der die grundlegenden Befehle vorhanden sind, um das Problem zu ermitteln und möglicherweise zu beheben.
Folgende wesentliche Dinge sollten Sie prüfen: Vorhandensein der richtigen Gerätedateien in /dev
, welche Module geladen sind (cat /proc/modules
) und Fehler beim Laden von Treibern in der Ausgabe von dmesg
. Die Ausgabe von dmesg
wird Ihnen auch zeigen, welche Gerätedateien welchen Festplatten zugeordnet wurden; Sie sollten das mit der Ausgabe von echo $ROOT
vergleichen, um sicherzustellen, dass die Wurzel des Dateisystems (/
) auf dem erwarteten Gerät liegt.
Falls Sie das Problem beheben können, geben Sie exit
ein, um die Debug-Shell zu beenden und mit dem Boot-Vorgang an der Fehlerstelle fortzufahren. Natürlich müssen Sie auch das zu Grunde liegende Problem beheben und die Initrd neu erzeugen, damit der Systemstart nicht beim nächsten Mal wieder fehlschlägt.
4.1.4.2. Shell zur Fehleranalyse während des Bootens mit systemd
Falls das Booten unter systemd fehlschlägt, ist es über eine Änderung der Kernel-Befehlszeile möglich, eine Root-Shell zur Fehlersuche aufzurufen. Wenn das Booten grundsätzlich funktioniert, aber einige Dienste nicht starten, könnte es nützlich sein, systemd.unit=rescue.target
zu den Kernel-Parametern hinzuzufügen.
In anderen Fällen bringt Ihnen der Kernel-Parameter systemd.unit=emergency.target
zum frühest möglichen Zeitpunkt eine Root-Shell. Allerdings muss dazu das root-Dateisystem mit Lese-/Schreibrechten eingebunden werden. Sie müssen dies händisch erledigen mittels:
# mount -o remount,rw /
Ein anderer Ansatz ist, systemd's "early debug shell" zu aktivieren (über debug-shell.service
). Beim Booten kann dieser Dienst zu einem sehr frühen Zeitpunkt des Bootvorgangs eine Login-Shell auf tty9 öffnen. Dies kann aktiviert werden über den Boot-Parameter systemd.debug-shell=1
, oder dauerhaft über den Befehl systemctl enable debug-shell
(in diesem Fall sollten Sie dies wieder deaktivieren, wenn die Fehleranalyse beendet ist).
Sie finden weitere Informationen zur Fehlersuche bei fehlschlagenden Boot-Vorgängen unter systemd in dem Artikel Freedesktop.org Diagnosing Boot Problems.
4.1.5. Vorbereiten einer sicheren Umgebung für das Upgrade
Wichtig
Wenn Sie VPN-Dienste (wie zum Beispiel tinc) verwenden, sollten Sie davon ausgehen, dass diese während des Upgrades eine Zeit lang nicht verfügbar sein könnten. Bitte lesen Sie Vorbereitung auf die Deaktivierung von Diensten.
Für zusätzliche Sicherheit sollten Sie beim Upgrade aus der Ferne den Upgrade-Prozess in einer virtuellen Konsole des Programms screen
durchführen, da bei temporären Verbindungsabbrüchen die Verbindung dann sicher wiederhergestellt werden kann und der Upgrade-Prozess somit nicht fehlschlägt.
Benutzer des watchdog-Daemons aus dem micro-evtd-Paket sollten den Daemon beenden und den Watchdog-Timer vor dem Upgrade deaktivieren, um einen unberechtigten Neustart während des Upgrade-Prozesses zu vermeiden:
# service micro-evtd stop
# /usr/sbin/microapl -a system_set_watchdog off
4.2. Start des Upgrades von einem "reinen" Debian-System
Der Upgrade-Prozess, wie er in diesem Kapitel beschrieben wird, ist für "reine" Debian-Stable-Systeme konzipiert. APT steuert, was auf Ihrem System installiert ist. Falls Ihre APT-Konfiguration noch weitere Paketquellen zusätzlich zu bookworm enthält oder falls Sie Pakete aus anderen Debian-Veröffentlichungen oder von Drittanbietern installiert haben, sollten Sie diese Risikofaktoren eventuell durch Entfernen der Pakete ausräumen, um einen zuverlässigen Upgrade-Prozess sicherzustellen.
Die Haupt-Konfigurationsdatei, die APT verwendet, um festzulegen, welche Paketquellen zum Download von Paketen genutzt werden, ist /etc/apt/sources.list
, aber es können auch weitere Dateien im Verzeichnis /etc/apt/sources.list.d/
zum Einsatz kommen - Details hierzu finden Sie unter sources.list(5). Wenn Ihr System mehrere source-list-Dateien verwendet, müssen Sie sicherstellen, dass diese untereinander konsistent sind.
4.2.1. Upgrade auf Debian 12 (bookworm)
Es werden nur Upgrades ausgehend von Debian 12 (bookworm) unterstützt. Sie können sich die aktuell auf Ihrem System laufende Debian-Version anzeigen lassen mit:
$ cat /etc/debian_version
Bitte befolgen Sie die Anweisungen in den Hinweisen zur Debian-Veröffentlichung Version 12 unter https://www.debian.org/releases/bookworm/releasenotes, um zunächst ein Upgrade auf Debian 12 durchzuführen, falls erforderlich.
4.2.2. Upgrade auf die letzte Zwischenveröffentlichung
Diese Anleitung geht davon aus, dass Sie Ihr System auf die neueste Zwischenveröffentlichung von bookworm aktualisiert haben. Falls dies nicht der Fall sein sollte oder Sie sich unsicher sind, folgen Sie den Anweisungen in Upgrade Ihres bookworm-Systems.
4.2.3. Debian Backports
Debian Backports erlaubt es Anwendern von Debian Stable, aktuellere Versionen von manchen Paketen zu bekommen (mit einigen Kompromissen bezüglich Test und Sicherheitsunterstützung). Das Debian-Backports-Team betreut eine Untermenge von Paketen aus der nächsten Debian-Veröffentlichung, die angepasst und neu kompiliert werden, um mit der aktuellen Debian-Stable-Veröffentlichung zu harmonieren.
Pakete von bookworm-backports haben Versionsnummern, die niedriger sind als die Versionen in trixie, so dass sie beim nächsten Distributions-Upgrade auf normalem Wege (genauso wie "reine" Pakete aus bookworm) aktualisiert werden sollten. Obwohl uns keine potentiellen Probleme bekannt sind, ist der Upgrade-Pfad über backports weniger getestet und birgt daher ein höheres Risiko.
Vorsicht
Während reguläre Debian Backports unterstützt werden, gibt es keinen sauberen Upgrade-Pfad von sloppy-backports (diese nutzen APT source-list-Einträge, die auf bookworm-backports-sloppy verweisen).
Genauso wie bei Inoffizielle Quellen sind Nutzer angewiesen, Einträge für "bookworm-backports" aus den APT source-list-Dateien zu entfernen, bevor sie das Upgrade durchführen. Wenn dies abgeschlossen ist, können Einträge für "trixie-backports" hinzugefügt werden, falls gewünscht (siehe https://backports.debian.org/Instructions/).
Bezüglich weiterer Informationen konsultieren Sie bitte die Backports Wiki-Seite.
4.2.4. Vorbereiten der Paketdatenbank
Bevor Sie das Upgrade starten, sollten Sie sicherstellen, dass die Paketdatenbank für das Upgrade bereit ist. Falls Sie einen Paketmanager wie aptitude oder synaptic verwenden, kontrollieren Sie, ob es dort noch ausstehende Aktionen gibt. Ein Paket, das im Paketmanager zum Entfernen oder Aktualisieren vorgemerkt ist, könnte den Upgrade-Prozess negativ beeinflussen. Beachten Sie, dass Sie eine solche Situation nur korrigieren können, solange Ihre APT source-list-Dateien noch auf "bookworm" verweisen und nicht auf "stable" oder "trixie"; Näheres dazu in Überprüfen Ihrer Paketquellen (APT source-list-Dateien).
4.2.5. Veraltete Pakete entfernen
Es ist eine gute Idee, veraltete Pakete vor dem Upgrade zu entfernen. Sie könnten sonst zu Komplikationen während des Upgrade-Prozesses führen oder ein Sicherheitsrisiko darstellen, da sie nicht mehr betreut werden.
4.2.6. Pakete entfernen, die nicht von Debian stammen
Hier sind zwei Methoden aufgeführt, wie Sie Pakete finden können, die nicht original von Debian kommen, entweder mit apt
oder apt-forktracer
. Bitte beachten Sie, dass beide Methoden nicht immer zu 100% korrekte Resultate liefern (z.B. werden bei dem apt-Beispiel auch Pakete aufgelistet, die früher einmal von Debian angeboten wurden, jetzt aber nicht mehr, wie alte Kernel-Pakete).
$ apt list '?narrow(?installed, ?not(?origin(Debian)))'
$ apt-forktracer | sort
4.2.7. Bereinigen alter Konfigurationsdateien
Von einem früheren Upgrade könnten noch ungenutzte Kopien von Konfigurationsdateien zurückgeblieben sein: alte Versionen dieser Dateien, Versionen, die vom Paketbetreuer bereitgestellt wurden, etc. Solche Hinterlassenschaften zu beseitigen kann Komplikationen vermeiden. Sie können solche Dateien finden mit:
# find /etc -name '*.dpkg-*' -o -name '*.ucf-*' -o -name '*.merge-error'
4.2.8. Die Archivbereiche non-free und non-free-firmware
Falls Sie nicht-freie Firmware installiert haben, wird empfohlen, dass Sie non-free-firmware
zu Ihrer APT sources-list hinzufügen. Weitere Details finden Sie unter Archivbereiche und Nicht-freie Firmware in eigenen Archivbereich verschoben.
4.2.9. Der Bereich für vorgeschlagene Aktualisierungen (proposed-updates)
Wenn Sie proposed-updates
in Ihren APT source-list-Dateien aufgeführt haben, sollten Sie das entfernen, bevor Sie versuchen, ein Upgrade Ihres Systems durchzuführen. Dies ist eine Vorsichtsmaßnahme, um die Zahl möglicher Konflikte zu reduzieren.
4.2.10. Inoffizielle Quellen
Falls auf Ihrem System Debian-fremde Pakete installiert sind, sollten Sie wissen, dass diese während des Upgrades aufgrund von Konflikten in den Abhängigkeiten entfernt werden könnten. Falls diese Pakete installiert wurden, indem eine zusätzliche Paketquelle in Ihre APT source-list-Dateien eingefügt wurde, sollten Sie überprüfen, ob das Archiv auch für trixie übersetzte Pakete anbietet und den Eintrag gleichzeitig mit dem für die Original-Debian-Pakete ändern.
Einige Benutzer haben möglicherweise "inoffizielle" rückportierte "neuere" Versionen von Paketen, die in Debian enthalten sind, auf ihrem bookworm-System installiert. Diese Pakete werden wahrscheinlich während des Upgrades zu Problemen führen, da Dateikonflikte auftreten können [4]. Mögliche Probleme während des Upgrades enthält Informationen, wie Sie mit eventuellen Dateikonflikten umgehen.
4.2.11. APT Pinning deaktivieren
Falls Sie APT so konfiguriert haben, dass bestimmte Pakete aus einer anderen Debian-Suite als Stable (z.B. aus Testing) installiert werden, müssen Sie unter Umständen Ihre APT-Pinning-Konfiguration (in /etc/apt/preferences
und /etc/apt/preferences.d/
) ändern, um das Upgrade der Pakete aus der neuen Stable-Veröffentlichung zu erlauben. Weitere Informationen zu APT Pinning finden Sie unter apt_preferences(5).
4.2.12. Kontrolieren, ob gpgv installiert ist
APT benötigt gpgv Version 2 oder höher, um die Schlüssel verifizieren zu können, die genutzt werden, um trixie-Veröffentlichungen zu signieren. gpgv1 erfüllt die Abhängigkeit technisch zwar bereits, aber bei dieser Version ist die Funktionalität nur unter speziellen Umständen nützlich. Daher sollten Benutzer sicherstellen, dass die korrekte Version installiert ist mittels:
# apt install gpgv
4.2.13. Paketstatus überprüfen
Unabhängig von der Upgrade-Methode wird empfohlen, dass Sie zuerst überprüfen, ob alle Pakete in einem Status sind, der zum Upgrade geeignet ist. Der folgende Befehl wird Ihnen alle Pakete anzeigen, die im Status halb-installiert oder Konfiguration-fehlgeschlagen sind, und solche mit Fehler-Status:
$ dpkg --audit
Sie können auch den Status aller Pakete Ihres Systems mittels aptitude
oder Befehlen der folgenden Form überprüfen:
$ dpkg -l | pager
oder
# dpkg --get-selections '*' > ~/curr-pkgs.txt
Alternativ können Sie auch apt
verwenden.
# apt list --installed > ~/curr-pkgs.txt
Es ist erstrebenswert, alle hold-Markierungen ("halten"; Markierung, dass ein Paket in dem Zustand belassen werden soll, in dem es ist; es würde nicht aktualisiert) vor dem Upgrade zu entfernen. Wenn irgendein Paket, das für das Upgrade unverzichtbar ist, auf hold steht, schlägt das Upgrade fehl.
$ apt-mark showhold
Falls Sie ein Paket lokal verändert und neu kompiliert haben, und ihm dabei weder einen anderen Namen gegeben noch eine Epoche in die Versionsnummer eingefügt haben, müssen Sie es auf hold setzen, um zu verhindern, dass ein Upgrade für dieses Paket durchgeführt und es damit überschrieben wird.
Der "hold"-Paketstatus für apt
kann mit folgenden Befehlen geändert werden: hold
-Status setzen:
# apt-mark hold package_name
hold-Status löschen: ersetzen Sie hold
durch unhold
.
Falls etwas korrigiert werden muss, sorgen Sie am besten dafür, dass die APT source-list-Datei noch auf bookworm verweist, wie in Überprüfen Ihrer Paketquellen (APT source-list-Dateien) erklärt.
4.3. Die APT source-list-Dateien vorbereiten
Bevor Sie das Upgrade beginnen, müssen Sie die APT source-list-Dateien (/etc/apt/sources.list
und Dateien in /etc/apt/sources.list.d/
) passend konfigurieren: Zeilen für trixie müssen hinzugefügt und solche für bookworm üblicherweise entfernt werden.
APT wird alle Pakete berücksichtigen, die über die konfigurierten Paketquellen gefunden werden, und jeweils das Paket mit der höchsten Versionsnummer installieren, wobei die Priorität auf dem ersten Eintrag in den Dateien liegt. Daher würden Sie bei der Existenz mehrerer Quellen typischerweise zuerst lokale Festplatten, dann CD-ROMs und schließlich ferne Archivspiegel angeben.
Eine Veröffentlichung kann sowohl über ihren Codenamen (z.B. "bookworm", "trixie") als auch über den Statusnamen (d.h. "oldstable", "stable", "testing", "unstable") angegeben werden. Die Verwendung des Codenamens hat den Vorteil, dass Sie nie von einer neueren Veröffentlichung überrascht werden, und wird daher hier verwandt. Natürlich bedeutet dies, dass Sie selbst auf Veröffentlichungsankündigungen achten müssen. Falls Sie stattdessen den Statusnamen verwenden, werden Sie nur eine große Menge an Paketaktualisierungen sehen, wenn eine Veröffentlichung stattgefunden hat.
Debian betreibt zwei Ankündigungs-Mailinglisten, die Ihnen helfen, bezüglich der Informationen zu Debian-Veröffentlichungen auf dem aktuellen Stand zu bleiben:
Wenn Sie die Debian Announcement-Mailingliste abonnieren, bekommen Sie eine Informations-Mail, wenn Debian eine neue Veröffentlichung freigibt (wenn also z.B. "trixie" von "testing" nach "stable" überführt wird).
Über die Debian Security-Announcement-Mailingliste erhalten Sie E-Mails, immer wenn Debian Sicherheitsankündigungen veröffentlicht.
4.3.1. APT-Internet-Quellen hinzufügen
Bei Neuinstallationen ist es mittlerweile Standardeinstellung, Debians APT-CDN-Service für APT zu benutzen; dies sollte sicherstellen, dass Pakete automatisch von dem (netzwerk-technisch gesehen) geografisch nächstliegenden Server heruntergeladen werden. Da dies noch ein relativ neuer Dienst ist, können vorhandene Installationen noch Konfigurationen haben, die direkt auf Debians Haupt-Internet-Server oder auf einen der Spiegel-Server verweisen. Falls noch nicht geschehen, wird empfohlen, dass Sie Ihre APT-Konfiguration auf den CDN-Service hin ändern.
Um den CDN-Service zu nutzen, fügen Sie eine Zeile wie die folgende zu Ihrer APT-Konfiguration hinzu (wir gehen hier davon aus, dass Sie main
und contrib
verwenden):
deb https://deb.debian.org/debian trixie main contrib
Nachdem Sie die neuen Quellen hinzugefügt haben, deaktivieren Sie die bisher existierenden "deb
"-Zeilen, indem Sie eine Raute (#
) am Zeilenanfang einfügen.
Falls Sie über die direkte Angabe eines speziellen Spiegel-Servers, der netzwerk-technisch nahe bei Ihnen liegt, bessere Resultate erzielen, ist eine solche Art der Konfiguration aber nach wie vor möglich.
Adressen solcher Spiegel finden Sie auf https://www.debian.org/distrib/ftplist (suchen Sie nach dem Abschnitt "Liste von Debian-Spiegeln").
Im Beispiel nehmen wir an, dass der für Sie am nächsten liegende Spiegel http://mirrors.kernel.org
sei. Wenn Sie sich den Spiegel mit einem Webbrowser anschauen, werden Sie bemerken, dass die Hauptverzeichnisse wie folgt organisiert sind:
http://mirrors.kernel.org/debian/dists/trixie/main/... http://mirrors.kernel.org/debian/dists/trixie/contrib/...
Um APT auf einen bestimmten Spiegel-Server zu konfigurieren, fügen Sie eine Zeile wie diese ein (diese verwendet wie oben main
und contrib
):
deb http://mirrors.kernel.org/debian trixie main contrib
Beachten Sie, dass das "dists
" stillschweigend hinzugefügt wird und dass Argumente nach dem Namen der Veröffentlichung verwendet werden, um den Pfad aufzufächern, so dass er in mehrere unterschiedliche Verzeichnisse verweist.
Nach Hinzufügen der neuen Quellen deaktivieren Sie auch hier die bisher vorhandenen Einträge, indem Sie eine Raute (#
) am Zeilenanfang einfügen.
4.3.2. APT-Quellen für einen lokalen Spiegel hinzufügen
Statt einen fernen Paketspiegel zu verwenden, können Sie auch Ihre APT source-list-Dateien anpassen, um einen Spiegel auf einer lokalen Platte zu nutzen (die z.B. über NFS eingebunden ist).
Beispielsweise könnte Ihr Paketspiegel unter /var/local/debian/
liegen und über die folgenden Hauptverzeichnisse verfügen:
/var/local/debian/dists/trixie/main/... /var/local/debian/dists/trixie/contrib/...
Um diesen Spiegel mit apt zu verwenden, fügen Sie die folgende Zeile zu Ihrer Datei sources.list
hinzu:
deb file:/var/local/debian trixie main contrib
Beachten Sie, dass das "dists
" stillschweigend hinzugefügt wird und dass Argumente nach dem Namen der Veröffentlichung verwendet werden, um den Pfad aufzufächern, so dass er in mehrere unterschiedliche Verzeichnisse verweist.
Nachdem Sie die neuen Quellen hinzugefügt haben, deaktivieren Sie die bisher existierenden Paketquellen in den APT source-list-Dateien, indem Sie eine Raute (#
) am Zeilenanfang einfügen.
4.3.3. APT-Quellen für optische Medien hinzufügen
Falls Sie ausschließlich DVDs (oder CDs oder Blu-ray-Disks) verwenden möchten, kommentieren Sie die existierenden Einträge in allen APT source-list-Dateien aus, indem Sie am Zeilenanfang eine Raute (#
) einfügen.
Stellen Sie sicher, dass es eine Zeile in /etc/fstab
gibt, die das Einbinden Ihres CD-ROM-Laufwerks unter /media/cdrom
bewirkt. Falls Ihr CD-ROM-Laufwerk beispielsweise /dev/sr0
ist, sollte /etc/fstab
eine Zeile wie diese enthalten:
/dev/sr0 /media/cdrom auto noauto,ro 0 0
Beachten Sie, dass es keine Leerzeichen zwischen den Begriffen noauto,ro
im vierten Feld geben darf.
Um zu überprüfen, ob dies funktioniert, legen Sie eine CD/DVD ein und versuchen Sie, Folgendes auszuführen:
# mount /media/cdrom # this will mount the CD to the mount point
# ls -alF /media/cdrom # this should show the CD's root directory
# umount /media/cdrom # this will unmount the CD
Führen Sie als nächstes für jede Binär-CD/-DVD, die Sie von Debian haben, den Befehl
# apt-cdrom add
aus, um die Daten der CD/DVD zu der APT-Datenbank hinzuzufügen.
4.4. Upgrades von Paketen durchführen
Die empfohlene Methode zum Upgrade von vorherigen Debian-Versionen ist die Verwendung des Paketmanagement-Programms apt
.
Bemerkung
apt
ist für interaktive Nutzung gedacht und sollte nicht in Skripten verwendet werden. Dort sollten Sie stattdessen apt-get
nutzen, weil dessen Ausgabe besser für die Abfrage in Skripten geeignet ist.
Vergessen Sie nicht, alle benötigten Partitionen (insbesondere /
und /usr
) zum Schreiben einzubinden. Verwenden Sie hierzu einen Befehl der Art:
# mount -o remount,rw /mountpoint
Als nächstes sollten Sie noch einmal sicherstellen, dass die Quelleinträge für APT (in /etc/apt/sources.list
und Dateien unter /etc/apt/sources.list.d/
) entweder auf "trixie" oder auf "stable" verweisen. Es sollte keine Quelleinträge für bookworm geben.
Bemerkung
Quellzeilen für eine CD-ROM könnten sich eventuell auf "unstable
" beziehen; dies mag zwar verwirrend erscheinen, Sie sollten dies jedoch nicht ändern.
4.4.1. Aufzeichnung der Sitzung
Es wird nachdrücklich empfohlen, dass Sie das Programm /usr/bin/script
verwenden, um einen Mitschnitt der Upgrade-Sitzung zu erstellen. Falls dann ein Problem auftritt, haben Sie ein exaktes Protokoll der Ereignisse und können - falls notwendig - genaue Informationen in einem Fehlerbericht angeben. Um die Aufzeichnung zu beginnen, geben Sie etwas wie
# script -t 2>~/upgrade-trixie-step.time -a ~/upgrade-trixie-step.script
ein. Falls Sie das Script erneut starten müssen (z.B. aufgrund eines Systemneustarts), zählen Sie den Wert für step hoch, um darzustellen, welchen Schritt des Upgrades Sie gerade aufzeichnen. Legen Sie die Mitschnittdatei nicht in einem temporären Verzeichnis wie /tmp
oder /var/tmp
ab (Dateien in diesen Verzeichnissen könnten während des Upgrades oder eines Systemstarts gelöscht werden).
Der Mitschnitt erlaubt es Ihnen auch, die Informationen durchzuschauen, die bereits aus dem Bildschirm herausgelaufen sind. Wenn Sie sich auf der System-Konsole befinden, schalten Sie auf VT2 um (mit Alt+F2
) und verwenden Sie nach dem Anmelden etwas wie
# less -R ~root/upgrade-trixie.script
um die Datei anzuschauen.
Nach Beendigung des Upgrades können Sie script
beenden, indem Sie exit
an der Eingabeaufforderung eingeben.
apt
führt Protokoll über geänderten Paketstatus und speichert dies in /var/log/apt/history.log
; außerdem wird die Terminal-Ausgabe in /var/log/apt/term.log
abgelegt. dpkg
wird zusätzlich Informationen über geänderten Paketstatus in /var/log/dpkg.log
abspeichern. Wenn Sie aptitude
benutzen, werden Statusänderungen in /var/log/aptitude
abgelegt.
Wenn Sie den Schalter -t für script
verwendet haben, können Sie das Programm scriptreplay
zum Abspielen der gesamten Sitzung verwenden:
# scriptreplay ~/upgrade-trixie-step.time ~/upgrade-trixie-step.script
4.4.2. Aktualisieren der Paketliste
Zuerst muss die Liste der verfügbaren Pakete für die neue Veröffentlichung abgerufen werden. Dies erledigen Sie mit dem folgenden Befehl:
# apt update
Bemerkung
Nutzer von apt-secure könnten Probleme bekommen, wenn sie aptitude
oder apt-get
benutzen. Im Falle von apt-get können Sie dann apt-get update --allow-releaseinfo-change
verwenden.
4.4.3. Sicherstellen, dass genügend Speicherplatz für das Upgrade zur Verfügung steht
Sie müssen sicherstellen, dass Sie genügend Platz auf Ihrer Festplatte verfügbar haben, wenn Sie wie in Upgrade des Systems beschrieben ein Upgrade des kompletten Systems starten. Als erstes wird jedes Paket, das zur Installation benötigt wird und über das Netz heruntergeladen werden muss, in /var/cache/apt/archives
gespeichert (bzw. während des Downloads im Unterverzeichnis partial/
). Sie müssen also sicherstellen, dass Sie auf der Partition, die /var/
beinhaltet, genügend Platz haben, um temporär alle Pakete, die installiert werden sollen, herunterladen zu können. Nach dem Download benötigen Sie möglicherweise mehr Platz in anderen Partitionen, sowohl um die zu aktualisierenden Pakete zu installieren (diese könnten größere Binärdateien oder zusätzliche Daten enthalten) als auch um Pakete zu installieren, die neu hinzukommen. Falls Sie nicht genügend freien Speicherplatz bereithalten, bleibt vielleicht ein System mit einem unvollständigen Upgrade zurück, das unter Umständen nur schwer wiederbelebt werden kann.
apt
kann Ihnen detaillierte Informationen über den Festplattenplatz anzeigen, der für die Installation benötigt wird. Bevor Sie das Upgrade ausführen, können Sie sich die ungefähren Werte durch folgenden Befehl anschauen:
# apt -o APT::Get::Trivial-Only=true full-upgrade
[ ... ]
XXX upgraded, XXX newly installed, XXX to remove and XXX not upgraded.
Need to get xx.xMB of archives.
After this operation, AAAMB of additional disk space will be used.
Bemerkung
Das Ausführen dieses Befehls zu Beginn des Upgrade-Prozesses könnte einen Fehler ausgeben (die Gründe sind in den folgenden Abschnitten beschrieben). In diesem Fall müssen Sie mit der Ausführung des Befehls warten, bis Sie das minimale System-Upgrade (wie in Minimales System-Upgrade beschrieben) durchgeführt haben, um den Platzbedarf abschätzen zu können.
Falls Sie nicht genügend Platz für das Upgrade haben, wird apt
Sie mit einer Meldung wie dieser warnen:
E: You don't have enough free space in /var/cache/apt/archives/.
In dieser Situation müssen Sie vorher manuell Platz schaffen. Sie können:
Pakete löschen, die früher schon einmal für eine Installation heruntergeladen worden sind (in
/var/cache/apt/archives
). Durch das Leeren des Paket-Caches mitapt clean
werden alle bereits heruntergeladenen Paketdateien gelöscht.Vergessene Pakete entfernen. Wenn Sie
aptitude
oderapt
verwendet haben, um Pakete in bookworm manuell zu installieren, werden die Paketwerkzeuge dies registriert haben und können auch andere Pakete als unnötig markieren, die nur aufgrund von Abhängigkeiten installiert wurden und jetzt nicht mehr benötigt werden, weil ein Paket entfernt wurde. Es werden keine Pakete zur Entfernung vorgemerkt werden, die Sie manuell installiert haben. Um automatisch installierte und jetzt nicht mehr verwendete Pakete zu entfernen, führen Sie dies aus:# apt autoremove
Sie können auch
deborphan
,debfoster
odercruft
verwenden, um unnötige Pakete zu finden. Entfernen Sie nicht blind die Pakete, die von diesen Programmen ausgegeben werden, speziell wenn Sie Optionen mit aggressiven Nicht-Standard-Werten verwenden, die dafür bekannt sind, falsch-positive Meldungen zu erzeugen. Es wird dringend empfohlen, dass Sie die Pakete, die zum Entfernen vorgeschlagen werden, kontrollieren (bezüglich Inhalt, Größe und Beschreibung), bevor Sie sie entfernen.Entfernen Sie Pakete, die viel Speicherplatz belegen und die aktuell nicht benötigt werden (Sie können sie nach dem Upgrade wieder installieren). Wenn Sie popularity-contest installiert haben, können Sie
popcon-largest-unused
verwenden, um die Pakete aufzulisten, die derzeit nicht verwendet werden und den meisten Platz verbrauchen. Um die Pakete ausfindig zu machen, die schlicht den meisten Festplattenspeicher in Anspruch nehmen, verwenden Siedpigs
(aus dem debian-goodies-Paket) oderwajig
(führen Siewajig size
aus). Desweiteren können Sie diese Pakete auch mit aptitude finden. Starten Sie dazuaptitude
im Terminal-Modus, wählen SieAnsichten > Neue einfache Paketansicht
, drücken Siel
und geben Sie~i
ein, drücken Sie dannS
und geben Sie~installsize
ein. Nun wird Ihnen eine schöne Liste angezeigt, mit der Sie arbeiten können.Entfernen von Übersetzungen und Lokalisierungsdateien aus dem System, falls diese nicht benötigt werden. Sie können das Paket localepurge installieren und so konfigurieren, dass nur einige ausgewählte Gebietsschemata ("locales") im System verbleiben. Dies wird den unter
/usr/share/locale
benötigten Plattenplatz reduzieren.System-Protokolldateien (die unter
/var/log/
liegen) vorübergehend auf ein anderes System verschieben oder dauerhaft löschen.Ein temporäres
/var/cache/apt/archives
verwenden: Sie können vorübergehend ein Cache-Verzeichnis auf einem anderen Dateisystem benutzen (USB-Speicher, provisorisch angeschlossene Festplatte, ein bereits anderweitig benutztes Dateisystem ...).Bemerkung
Benutzen Sie jedoch kein per NFS eingebundenes Netzlaufwerk, da die Netzwerkverbindung während des Upgrades unterbrochen werden könnte.
Falls Sie zum Beispiel eine USB-Festplatte haben, die in
/media/usbkey
eingebunden ist:entfernen Sie die Pakete, die unter Umständen bereits früher für Installationen heruntergeladen worden sind:
# apt clean
kopieren Sie das Verzeichnis
/var/cache/apt/archives
auf die USB-Festplatte:# cp -ax /var/cache/apt/archives /media/usbkey/
binden Sie das temporäre Cache-Verzeichnis in dem vorhandenen ein:
# mount --bind /media/usbkey/archives /var/cache/apt/archives
stellen Sie nach dem Upgrade das ursprüngliche
/var/cache/apt/archives
-Verzeichnis wieder her:# umount /var/cache/apt/archives
entfernen Sie das verbleibende
/media/usbkey/archives
.
Sie können das temporäre Cache-Verzeichnis auf jedem Dateisystem erstellen, das auf Ihrem System eingebunden ist.
Führen Sie ein minimales Upgrade (siehe Minimales System-Upgrade) oder andere Teil-Upgrades des Systems durch, gefolgt von einem vollständigen Upgrade. Dies schafft die Möglichkeit, das System stückweise zu aktualisieren und erlaubt es Ihnen, den Paket-Cache vor dem vollständigen Upgrade nochmals zu leeren.
Beachten Sie, dass es ratsam ist, die APT source-list-Dateien zurück auf bookworm zu ändern (wie in Überprüfen Ihrer Paketquellen (APT source-list-Dateien) beschrieben), um Pakete sicher entfernen zu können.
4.4.4. Überwachungssysteme stoppen
Da apt
Dienste, die auf Ihrem System laufen, eventuell vorübergehend beenden muss, ist es vielleicht eine gute Idee, Überwachungssysteme zu stoppen, die solche beendeten Dienste sonst wieder starten könnten. In Debian ist z.B. monit ein Beispiel für solch ein Überwachungssytem.
4.4.5. Minimales System-Upgrade
In einigen Fällen wird durch das direkte Ausführen des vollständigen Upgrades (wie unten beschrieben) eine große Anzahl von Paketen entfernt, die Sie eigentlich behalten möchten. Wir empfehlen deshalb einen zweiteiligen Upgrade-Prozess: als erstes ein minimales Upgrade, um diese Konflikte zu umgehen und anschließend ein vollständiges Upgrade wie in Upgrade des Systems beschrieben.
Führen Sie dazu zuerst dies aus:
# apt upgrade --without-new-pkgs
Dies hat den Effekt, dass für diejenigen Pakete ein Upgrade durchgeführt wird, für die dies möglich ist, ohne dass irgendwelche anderen Pakete entfernt oder installiert werden müssen.
Solch ein minimales System-Upgrade kann auch nützlich sein, wenn auf dem System freier Festplattenplatz knapp ist und aus diesem Grund ein komplettes Upgrade nicht durchgeführt werden kann.
Falls das apt-listchanges-Paket installiert ist, wird es (in seiner Standard-Konfiguration) alle wichtigen Informationen über aktualisierte Pakete in einem Pager anzeigen, nachdem die Pakete heruntergeladen wurden. Drücken Sie q
, nachdem Sie alles gelesen haben, um den Pager zu beenden und das Upgrade fortzusetzen.
4.4.6. Upgrade des Systems
Wenn Sie die vorherigen Schritte hinter sich gebracht haben, Sie sind bereit für den eigentlichen Hauptteil des Upgrades. Führen Sie aus:
# apt full-upgrade
Dadurch wird ein vollständiges Upgrade des Systems durchgeführt, also die Installation der neuesten verfügbaren Versionen aller Pakete und die Auflösung aller möglichen Änderungen bei den Abhängigkeiten zwischen Paketen der verschiedenen Veröffentlichungen. Falls nötig werden einige neue Pakete installiert (üblicherweise neue Bibliotheksversionen oder umbenannte Pakete) sowie veraltete Pakete entfernt, die Konflikte verursachen.
Falls Sie ein Upgrade von einem Satz CDs/DVDs/BDs durchführen, werden Sie an verschiedenen Stellen des Upgrade-Prozesses aufgefordert, bestimmte Disks einzulegen. Sie müssen eventuell ein und dieselbe Disk mehrmals einlegen; dies liegt daran, dass einige Pakete mit gegenseitiger Wechselbeziehung zueinander über verschiedene Disks verteilt sind.
Neue Versionen von bereits installierten Paketen, die nicht aktualisiert werden können, ohne den Installationsstatus eines anderen Pakets zu ändern, werden in ihrer derzeitigen Version belassen (sie werden als "zurückgehalten" angezeigt). Dies kann aufgelöst werden, indem Sie entweder aptitude
verwenden, um diese Pakete zur Installation vorzumerken, oder Sie können apt install paketname
versuchen.
4.5. Mögliche Probleme während des Upgrades
Die folgenden Abschnitte beschreiben bekannte Probleme, die während des Upgrades auf trixie auftreten können.
4.5.1. full-upgrade schlägt fehl mit "Could not perform immediate configuration"
In einigen Fällen kann der Schritt apt full-upgrade
nach dem Heruntergeladen der Pakete fehlschlagen mit der Meldung:
E: Could not perform immediate configuration on 'package'. Please see man 5 apt.conf under APT::Immediate-Configure for details.
Falls dies passiert, sollte es möglich sein, mit apt full-upgrade -o APT::Immediate-Configure=0
das Upgrade fortzusetzen.
Eine andere Möglichkeit, dies zu umgehen ist, vorübergehend sowohl bookworm- wie auch trixie-Quellen in Ihren APT source-list-Dateien anzugeben und danach apt update
auszuführen.
4.5.2. Zu erwartende Paketentfernungen
Der Upgrade-Prozess auf trixie könnte auch das Entfernen von Paketen im System bedeuten. Die exakte Liste der zu entfernenden Pakete varriert in Abhängigkeit von den Paketen, die Sie installiert haben. Diese Veröffentlichungshinweise geben grundsätzliche Hinweise über diese Paketentfernungen, falls Sie aber Zweifel haben, wird empfohlen, dass Sie die Liste zu entfernender Pakete, die von den einzelnen Upgrade-Methoden vorgeschlagen werden, kontrollieren, bevor Sie fortfahren. Weitere Informationen über veraltete Pakete in trixie finden Sie in Veraltete Pakete.
4.5.3. Conflicts- oder Pre-Depends-Schleifen
Manchmal ist es nötig, die Option APT::Force-LoopBreak
in APT zu aktivieren, um die Möglichkeit zu haben, ein zwingend nötiges Paket vorübergehend entfernen zu können, falls das Problem einer Conflicts-/Pre-Depends-Schleife besteht. apt
wird Sie über solch eine Problematik informieren und das Upgrade abbrechen. Sie setzen diese Option, indem Sie -o APT::Force-LoopBreak=1
in den apt
-Befehl einfügen.
Es ist möglich, dass die Abhängigkeitsstruktur eines Systems so beschädigt ist, dass ein manuelles Eingreifen nötig ist. Dies erfordert üblicherweise die Verwendung von apt
oder
# dpkg --remove package_name
um einige der beschädigten Pakete zu eliminieren, oder
# apt -f install
# dpkg --configure --pending
In extremen Fällen müssen Sie eventuell die Neuinstallation eines Pakets erzwingen; verwenden Sie dazu einen Befehl wie
# dpkg --install /path/to/package_name.deb
4.5.4. Dateikonflikte
Dateikonflikte sollten nicht auftauchen, wenn Sie ein Upgrade auf einem "reinen" bookworm-System durchführen, können aber vorkommen, wenn Sie inoffizielle Backports installiert haben. Ein Dateikonflikt resultiert in einem Fehler wie:
Unpacking <package-foo> (from <package-foo-file>) ...
dpkg: error processing <package-foo> (--install):
trying to overwrite `<some-file-name>',
which is also in package <package-bar>
dpkg-deb: subprocess paste killed by signal (Broken pipe)
Errors were encountered while processing:
<package-foo>
Sie können versuchen, einen Dateikonflikt zu lösen, indem Sie zwangsweise das Paket entfernen, das in der letzten Zeile der Fehlermeldung genannt wird:
# dpkg -r --force-depends package_name
Nachdem Sie die Probleme behoben haben, sollte es möglich sein, das Upgrade fortzusetzen, indem Sie die oben beschriebenen apt
-Befehle nochmals ausführen.
4.5.5. Konfigurationsänderungen
Während des Upgrades werden Ihnen Fragen gestellt, die die Konfiguration oder Neukonfiguration verschiedener Pakete betreffen. Wenn Sie gefragt werden, ob Dateien in den Verzeichnissen /etc/init.d
oder die Datei /etc/manpath.config
durch die Version des Paketbetreuers ersetzt werden sollen, ist es für gewöhnlich nötig, mit "yes" (ja) zu antworten, um die Konsistenz des Systems sicherzustellen. Sie können jederzeit zu den alten Versionen der Konfigurationsdateien zurückkehren, da diese mit der Erweiterung .dpkg-old
gesichert werden.
Falls Sie sich nicht sicher sind, was Sie tun sollen, schreiben Sie den Namen des Pakets oder der Datei auf und kümmern Sie sich später darum. Sie können die Mitschnittdatei durchsuchen, um die Informationen erneut zu betrachten, die zum Zeitpunkt des Upgrades auf dem Bildschirm angezeigt wurden.
4.5.6. Ändern der aktuellen Sitzung auf die Konsole
Wenn Sie das Upgrade von der lokalen Systemkonsole aus durchführen, werden Sie vielleicht feststellen, dass in einigen Situationen die Anzeige auf eine andere Konsole umgeschaltet wird, so dass Sie den Status des Upgrade-Prozesses nicht mehr beobachten können. Zum Beispiel könnte dies auf Systemen mit grafischer Oberfläche passieren, wenn der Displaymanager neu gestartet wird.
Um die Konsole wiederherzustellen, auf der der Upgrade-Prozess läuft, müssen Sie Strg+Alt+F1
betätigen (wenn Sie vom grafischen Startbildschirm zur 1. virtuellen Konsole wechseln möchten) oder Alt+F1
(wenn Sie sich auf einer virtuellen Text-Konsole befinden). Ersetzen Sie dabei F1
durch die Funktionstaste, die der Konsole zugeordnet ist, auf der der Upgrade-Prozess läuft. Sie können auch Alt+Pfeiltaste-Links
oder Alt+Pfeiltaste-Rechts
verwenden, um zwischen den verschiedenen Textmodus-Konsolen hin- und herzuschalten.
4.7. Vorbereiten auf die nächste Veröffentlichung
Nach dem Upgrade gibt es einige Dinge, die Sie tun können, um für die nächste Veröffentlichung vorbereitet zu sein.
Entfernen Sie nicht mehr benötigte und veraltete Pakete wie in Sicherstellen, dass genügend Speicherplatz für das Upgrade zur Verfügung steht und Veraltete Pakete beschrieben. Sie sollten kontrollieren, welche Konfigurationsdateien diese Pakete benutzen und in Betracht ziehen, die Pakete vollständig zu entfernen, um die Konfigurationsdateien loszuwerden. Lesen Sie auch Vollständiges Löschen entfernter Pakete.
4.7.1. Vollständiges Löschen entfernter Pakete
Es ist grundsätzlich empfehlenswert, entfernte Pakete vollständig (inkl. der Konfigurationsdateien) zu löschen. Dies ist besonders relevant, wenn sie im Rahmen eines früheren Upgrades entfernt wurden (z.B. bei dem Upgrade auf bookworm) oder bei Paketen von Drittanbietern. Speziell alte init.d-Skripte sind dafür bekannt, Probleme zu verursachen.
Vorsicht
Das vollständige Löschen eines Pakets wird grundsätzlich auch dessen Logdateien vom System entfernen, daher sollten Sie sie eventuell vorher sichern.
Folgender Befehl zeigt eine Liste aller entfernten Pakete an, deren Konfigurationsdateien noch auf dem System vorhanden sind (falls zutreffend):
$ apt list '~c'
Die Pakete können mittels apt purge
vollständig gelöscht werden. Wenn wir davon ausgehen, dass Sie alle in einem Rutsch löschen möchten, können Sie folgenden Befehl verwenden:
# apt purge '~c'
4.8. Veraltete Pakete
Mit trixie werden viele neue Pakete eingeführt, jedoch werden auch einige alte Pakete, die in bookworm noch existierten, ausgelassen oder wegfallen. Es wird keine Möglichkeit eines Upgrades für diese veralteten Pakete geben. Selbst wenn nichts Sie davon abhalten kann, ein veraltetes Paket weiter zu benutzen, falls Sie dies wünschen, wird das Debian-Projekt bei diesen Paketen üblicherweise die Unterstützung für Sicherheitsaktualisierungen ein Jahr nach der Veröffentlichung von trixie einstellen [5] und auch sonst in der Zwischenzeit keine Unterstützung dafür anbieten. Es wird empfohlen, die Pakete gegen die empfohlenen Alternativen (falls verfügbar) auszutauschen.
Es gibt viele Gründe, warum Pakete aus der Distribution entfernt worden sein könnten: sie wurden von den Originalautoren nicht mehr betreut; es ist kein Debian-Entwickler mehr daran interessiert, sie zu betreuen; die Funktionalität, die sie bieten, ist durch andere Software (oder eine neuere Version) ersetzt worden, oder sie wurden (aufgrund von Fehlern darin) als nicht mehr passend für trixie angesehen. Im letzten Fall könnten sie trotzdem noch in der "unstable"-Distribution vorhanden sein.
"Veraltete und lokal erzeugte Pakete" können aufgelistet und vollständig vom System entfernt werden mit:
$ apt list '~o'
# apt purge '~o'
Die Debian-Fehlerdatenbank bietet oft zusätzliche Informationen, warum ein Paket entfernt wurde. Sie sollten sowohl die archivierten Fehlerberichte für das Paket selbst als auch für das Pseudo-Paket ftp.debian.org kontrollieren.
Eine Liste veralteter Pakete für trixie finden Sie unter Nennenswerte veraltete Pakete.
4.8.1. Übergangs-Dummy-Pakete
Einige Pakete aus bookworm könnten in trixie durch Übergangs-Dummy-Pakete ersetzt worden sein; das sind leere Platzhalter-Pakete, die lediglich dazu gedacht sind, um ein Upgrade zu vereinfachen. Wenn zum Beispiel eine Anwendung, die vorher nur aus einem einzigen Paket bestand, in mehrere Pakete aufgeteilt wurde, kann ein Übergangspaket bereitgestellt werden, das den gleichen Namen wie das alte Paket hat sowie entsprechende Abhängigkeiten, die dazu führen, dass alle neuen Pakete installiert werden. Nachdem dieser Installationsvorgang stattgefunden hat, kann das Übergangspaket problemlos entfernt werden.
Die Paketbeschreibungen für Übergangs-Dummy-Pakete enthalten normalerweise einen Hinweis auf ihren Zweck. Jedoch sind diese Beschreibungen nicht standardisiert; insbesondere sind einige Dummy-Pakete nicht dazu gedacht, nach dem Upgrade entfernt zu werden, sondern dienen stattdessen dazu, eine größere Programm-Suite vollständig zu installieren oder die aktuell verfügbare Version eines Programms zu verfolgen. Vielleicht ist deborphan
mit einer der --guess-*
-Optionen für Sie nützlich (z.B. --guess-dummy
), um solche Übergangs-Pakete auf Ihrem System zu finden.