Boot-Parameter sind Parameter für den Linux-Kernel, die generell genutzt werden, damit Peripheriegeräte korrekt behandelt werden können. In den meisten Fällen kann der Kernel Informationen über die Geräte automatisch abfragen. In einigen Fällen jedoch müssen Sie ihm ein bisschen helfen.
Wenn Sie das Debian-System zum ersten Mal booten, versuchen Sie es mit den Standardparametern (was bedeutet: geben Sie einfach keine Parameter an) und schauen Sie, ob es korrekt funktioniert. Vielleicht tut es das. Falls nicht, können Sie später erneut starten und spezielle Parameter ausprobieren, die den Kernel über Ihre Hardware informieren.
Informationen über viele Boot-Parameter finden Sie im Linux BootPrompt-HowTo, inklusive Tipps für problematische Hardware. Dieses Kapitel enthält nur einen Abriss der wichtigsten Parameter. Einige häufig vorkommende Problemfälle sind in Abschnitt 5.4, „Beseitigen von Problemen während der Installation“ beschrieben.
Wenn Sie mit einer seriellen Konsole booten, wird der Kernel dies normalerweise automatisch erkennen. Falls der Rechner, den Sie per serieller Konsole installieren wollen, auch eine Grafikkarte (für Framebuffer) und eine Tastatur hat, müssen Sie dem Kernel das Boot-Argument console=
angeben, wobei device
device
der seriellen Schnittstelle auf dem Zielrechner entspricht, also normalerweise etwas wie ttyS0
.
Sie müssen unter Umständen Parameter für den seriellen Port wie Geschwindigkeit und Parität angeben, z.B. console=ttyS0,9600n8
; andere typische Werte für die Geschwindigkeit sind 57600 oder 115200. Achten Sie darauf, dass Sie diese Option nach dem „---“ angeben, so dass diese Option auch in die Bootloader-Konfiguration des installierten Systems kopiert wird (falls vom Bootloader-Installer unterstützt).
Um sicherzustellen, dass der vom Installer verwendete Terminal-Typ zu Ihrem Terminal-Emulator passt, kann der Boot-Parameter TERM=
angegeben werden. Beachten Sie dabei, dass der Installer nur die folgenden Typen unterstützt: type
linux
, bterm
, ansi
, vt102
und dumb
. Die Standardeinstellung für die serielle Konsole im debian-installer
ist vt102
. Wenn Sie eine IPMI-Konsole verwenden oder ein Virtualisations-Werkzeug, das von sich aus keine Umwandlung für solche Terminal-Typen anbietet, wie z.B. QEMU/KVM, können Sie die Konsole innerhalb einer screen-Sitzung starten. Dadurch wird die Umwandlung zum von screen
verwendeten Terminal-Typ durchgeführt, welcher vt102
sehr ähnlich ist.
Das Installationssystem kennt ein paar zusätzliche Boot-Parameter[2], die vielleicht nützlich sein könnten.
Einige Parameter haben eine „Kurzform“, die dabei hilft, die Einschränkungen für die Kernel-Kommandozeilenoptionen zu umgehen und außerdem wird die Eingabe des Parameters vereinfacht. Wenn eine Kurzform für einen Parameter existiert, wird sie in Klammern hinter der normalen (langen) Form angegeben. Beispiele in diesem Kapitel benutzen normalerweise auch die Kurzform.
Dieser Parameter legt die niedrigste Prioritätsstufe von Meldungen fest, die angezeigt werden (alle Meldungen mit niedrigerer Priorität als hier angegeben werden unterdrückt).
Die Standardinstallation nutzt priority=high
. Dies bedeutet, dass Meldungen mit hoher und kritischer Priorität angezeigt werden, Meldungen mit Priorität medium oder niedrig werden unterdrückt. Treten Probleme auf, verändert der Installer die Priorität nach Bedarf.
Wenn Sie priority=medium
als Boot-Parameter angeben, wird das Installationsmenü angezeigt und gibt Ihnen mehr Kontrolle über die Installation. Wird priority=low
benutzt, werden alle Meldungen angezeigt (dies entspricht dem Experten-Modus). Bei priority=critical
zeigt das Installationssystem nur kritische Meldungen an und versucht, ohne viel Klamauk das Richtige zu tun.
Dieser Boot-Parameter kontrolliert die Art der Bedienoberfläche, die für den Installer benutzt wird. Mögliche Einstellungen sind:
DEBIAN_FRONTEND=noninteractive
DEBIAN_FRONTEND=text
DEBIAN_FRONTEND=newt
DEBIAN_FRONTEND=gtk
DEBIAN_FRONTEND=newt
ist die Standardoberfläche. DEBIAN_FRONTEND=text
könnte man bevorzugt für Installationen per serieller Konsole nutzen. Einige spezialisierte Arten von Installationsmedien bieten möglicherweise nur eine eingeschränkte Auswahl von Oberflächen an, aber die newt
- und text
-Frontends sind auf den gängigsten Installationsmedien verfügbar. Auf Architekturen, auf denen der grafische Installer unterstützt wird, benutzt er die gtk
-Oberfläche.
Ist dieser Parameter auf 2 gesetzt, wird der Boot-Prozess des Installers ausführlich protokolliert. Auf 3 gesetzt bewirkt er, dass an strategischen Punkten des Boot-Prozesses eine Shell zur Fehlersuche gestartet wird (schließen Sie die Shell, um den Boot-Prozess fortzusetzen).
BOOT_DEBUG=0
Dies ist die Standardeinstellung.
BOOT_DEBUG=1
Wortreicher als der Standard.
BOOT_DEBUG=2
Viele Informationen (z.B. zur Fehlersuche).
BOOT_DEBUG=3
An verschiedenen Stellen des Boot-Prozesses wird eine Shell gestartet, um detaillierte Fehlersuche zu ermöglichen. Schließen Sie die Shell, um den Boot-Vorgang fortzusetzen.
Veranlasst den Installer, Logmeldungen an ein fernes Syslog auf dem angegebenen Rechner und Port zu senden, zusätzlich zur Speicherung in einer lokalen Datei. Falls kein Wert für den Port angegeben ist, wird der Standard-Syslog-Port 514 verwendet.
Kann verwendet werden, um den Installer zu zwingen, eine höhere lowmem-Stufe zu verwenden als die, die standardmäßig basierend auf dem verfügbaren physikalischen Speicher gewählt wird. Mögliche Werte sind „1“ und „2“. Siehe auch Abschnitt 6.3.1.1, „Verfügbaren Arbeitsspeicher prüfen / Low-Memory-Modus“.
Vermeidet, dass der Installer interaktive Shell-Eingabeaufforderungen auf tty2 und tty3 zur Verfügung stellt. Nützlich für unbeaufsichtigte Installationen, bei denen die physikalische Sicherheit eingeschränkt ist.
Auf einigen Architekturen wird der Kernel-Framebuffer benutzt, um die Installation in vielen verschiedenen Sprachen anbieten zu können. Falls der Framebuffer auf Ihrem System Probleme macht, können Sie ihn mit dem Parameter fb=false
deaktivieren. Symptome für diese Probleme können Fehlermeldungen betreffend „bterm“ oder „bogl“ sein sowie ein schwarzer Bildschirm oder ein Einfrieren des Systems ein paar Minuten nach dem Installationsstart.
Ein Theme legt fest, wie die Bedienoberfläche des Installers aussieht (Farben, Icons etc.). Welche Themes verfügbar sind, kann je nach Oberfläche unterschiedlich sein. Derzeit haben sowohl die Newt- als auch die Gtk-Oberfläche neben der Standardeinstellung nur ein zusätzliches, „dark“ genanntes Theme, das für visuell beeinträchtigte Benutzer erstellt wurde. Sie können dieses Theme verwenden, indem Sie mit dem Parameter theme=
booten (oder nutzen Sie das Tastaturkürzel dark
d
im Boot-Menü).
Standardmäßig versucht der debian-installer
, die Netzwerkkonfiguration per automatischer IPv6-Konfiguration und DHCP zu beziehen. Wenn dies erfolgreich ist, haben Sie keine Chance mehr, sich anders zu entscheiden und die Einstellungen manuell zu ändern. Das manuelle Netzwerk-Setup kann man nur erreichen, wenn die automatische Konfiguration fehlschlägt.
Wenn Sie einen IPv6-Router oder einen DHCP-Server in Ihrem lokalen Netzwerk haben, diese aber umgehen wollen, z.B. weil sie falsche Antworten geben, können Sie den Parameter netcfg/disable_autoconfig=true
benutzen, um jegliche automatische Netzwerkkonfiguration (IPv6 und IPv4) zu unterdrücken und die Daten manuell einzugeben.
Setzen Sie diesen Parameter auf false
, um den Start von PCMCIA-Diensten zu verhindern, falls dies sonst Probleme verursacht. Einige Laptops sind bekannt für solche Phänomene.
Setzen Sie dies auf true
, um Unterstützung für Serial-ATA-RAID-Platten (auch ATA-RAID, BIOS-RAID oder Fake-RAID genannt) im Installer zu aktivieren. Beachten Sie, dass diese Unterstützung derzeit noch experimentell ist! Weitere Informationen finden Sie im Debian Installer-Wiki.
Geben Sie die URL einer Voreinstellungs-Datei an, die heruntergeladen und benutzt wird, um die Installation zu automatisieren. Siehe auch Abschnitt 4.4, „Automatische Installation“.
Geben Sie den Pfad zu einer Voreinstellungs-Datei an, die geladen werden kann, um die Installation zu automatisieren. Siehe auch Abschnitt 4.4, „Automatische Installation“.
Setzen Sie diesen Parameter auf true
, um Fragen auch anzuzeigen, obwohl Sie voreingestellt sind. Dies kann zum Testen oder zur Fehlersuche an der Voreinstellungsdatei nützlich sein. Beachten Sie, dass dies bei solchen Parametern, die als Boot-Parameter angegeben werden, keinen Effekt haben wird; für solche kann aber eine spezielle Syntax genutzt werden. Siehe Abschnitt B.5.2, „Voreinstellung nutzen, um Standardantworten auf Fragen zu ändern“.
Fragen, die eigentlich gestellt werden, bevor Voreinstellung greift, können aufgeschoben werden, bis das Netzwerk konfiguriert ist. Siehe Abschnitt B.2.3, „Auto-Modus“, wie Sie dies für automatisierte Installationen nutzen können.
Bei Installationen über die serielle oder die Management-Konsole werden die regulären virtuellen Konsolen (VT1 bis VT6) normalerweise in /etc/inittab
deaktiviert. Um dies zu vermeiden, setzen Sie diesen Parameter auf true
.
Standardmäßig wirft der debian-installer
automatisch das optische Installationsmedium aus, bevor er den Rechner neu startet. Dies kann jedoch unnötig sein, falls das System eh nicht automatisch von solchen Medien bootet. In einigen Fällen könnte es sogar unerwünscht sein, wenn z.B. das optische Laufwerk das Medium nicht selbst wieder einziehen kann und der Benutzer nicht vor Ort ist, um dies manuell zu erledigen. Viele Slot-In-, Slim-Line- und Cartridge-Laufwerke können Medien nicht automatisch neu einlegen/einziehen.
Setzen Sie diesen Parameter auf false
, um das automatische Auswerfen des Mediums zu deaktivieren und stellen Sie sicher, dass das System nach der Basisinstallation nicht mehr vom optischen Laufwerk bootet.
Durch das Setzen dieser Option auf false
wird das Paketmanagementsystem so konfiguriert, dass empfohlene Pakete (Recommends) nicht automatisch mit installiert werden. Dies gilt sowohl für die Installation als auch später für das installierte System. Siehe auch Abschnitt 6.3.5, „Installation des Basissystems“.
Beachten Sie, dass diese Option es Ihnen erlaubt, ein schlankeres System zu erstellen, sie könnte aber auch dazu führen, dass Sie Funktionen vermissen, von denen Sie normalerweise erwartet hätten, dass sie verfügbar sind. Sie müssen eventuell einige der empfohlenen Pakete manuell nachinstallieren, um die volle, von Ihnen gewünschte Funktionalität zu erhalten. Diese Option sollte daher nur von sehr erfahrenen Benutzern verwendet werden.
Standardmäßig verlangt der Installer, dass Paketquellen (Repositories) mittels bekannter GPG-Schlüssel authentifiziert werden. Setzen Sie dies auf true
, um die Authentifizierung zu deaktivieren. Warnung: unsicher, nicht empfohlen.
Setzen Sie dies auf true
, um statt einer normalen Installation den Rettungsmodus zu starten. Siehe Abschnitt 8.6, „Ein beschädigtes System reparieren“.
Mit einigen Ausnahmen kann für jede während der Installation gestellte Frage am Boot-Prompt eine Antwort vorgegeben werden, obwohl dies nur in speziellen Fällen sinnvoll ist. Generelle Anweisungen, wie Sie dies erledigen, finden Sie im Abschnitt B.2.2, „Boot-Parameter nutzen, um Fragen automatisiert zu beantworten“. Einige spezielle Beispiele sind weiter unten aufgelistet.
Es gibt zwei Wege festzulegen, welche(s) Sprache, Land und Gebietsschema (Locale) für die Installation und das installierte System verwendet wird.
Die erste und einfachste Möglichkeit ist, nur den Parameter locale
anzugeben. Sprache und Land werden dann aus diesem Wert abgeleitet. Sie können zum Beispiel locale=de_CH
benutzen, um Deutsch als Sprache und die Schweiz als Land auswählen (de_CH.UTF-8
wird dann als Standard-Gebietsschema für das installierte System festgelegt). Die Einschränkung bei diesem Weg ist, dass so nicht alle möglichen Kombinationen von Sprache, Land und Gebietsschema erreicht werden können.
Die zweite und weitaus flexiblere Möglichkeit ist, language
(Sprache) und country
(Land) separat anzugeben. In diesem Fall kann locale
noch optional zusätzlich angegeben werden, um ein bestimmtes Standard-Gebietsschema für das installierte System zu setzen. Beispiel: language=en country=DE locale=en_GB.UTF-8
(Sprache: Englisch; Land: Deutschland; Gebietsschema: en_GB.UTF-8).
Kann benutzt werden, um Installer-Komponenten zu laden, die standardmäßig nicht geladen werden. Ein Beispiel für eine solche, vielleicht nützliche zusätzliche Komponente ist openssh-client-udeb
(um scp während der Installation verwenden zu können) oder ppp-udeb
(siehe Abschnitt D.4, „Debian GNU/Linux unter Verwendung von PPP over Ethernet (PPPoE) installieren“).
Setzen Sie dies auf true
, wenn Sie automatische IPv6-Konfiguration und DHCP deaktivieren und stattdessen statische Netzwerkkonfiguration erzwingen möchten.
Standardmäßig nutzt der Installer das http-Protokoll, um Dateien von Debian-Spiegel-Servern herunterzuladen und es ist während einer Installation in normaler Priorität nicht möglich, dies auf ftp zu ändern. Indem dieser Parameter auf ftp
gesetzt wird, kann der Installer gezwungen werden, dieses Protokoll zu verwenden. Beachten Sie, dass Sie derzeit keinen ftp-Spiegel-Server aus der Liste auswählen können; Sie müssen den Hostnamen des Servers manuell eingeben.
Dies kann genutzt werden, um Programmgruppen zu installieren, die in der interaktiven Liste von tasksel nicht verfügbar sind, wie z.B. kde-desktop
. Siehe Abschnitt 6.3.6.2, „Software auswählen und installieren“ für zusätzliche Informationen.
Wenn Treiber in den Kernel einkompiliert sind, können Sie Parameter für sie angeben wie in der Kerneldokumentation beschrieben. Wenn allerdings die Treiber als Module kompiliert sind und weil Kernelmodule während einer Installation ein wenig anders geladen werden als beim Booten eines installierten Systems, ist es nicht möglich, Parameter für die Module auf die gleiche Art anzugeben wie gewöhnlich. Stattdessen müssen Sie eine spezielle Syntax einhalten, die vom Installer erkannt wird und sicherstellt, dass die Parameter in den passenden Konfigurationsdateien gespeichert werden und beim eigentlichen Laden der Module genutzt werden. Außerdem werden die Parameter automatisch zur Konfiguration des installierten System hinzugefügt.
Beachten Sie, dass es mittlerweile sehr selten ist, Parameter für Module angeben zu müssen. In den meisten Fällen kann der Kernel die im System vorhandene Hardware erkennen und auf dem Wege gute Voreinstellungen setzen. In einigen Situationen könnte es allerdings trotzdem nötig sein, Parameter manuell zu setzen.
Die zu verwendende Syntax, um Parameter für Module zu setzen:
Modulname
.Parametername
=Wert
Müssen Sie mehrere Parameter für das gleiche oder andere Module angeben, wiederholen Sie es einfach. Um zum Beispiel eine alte 3Com-Netzwerkkarte so einzustellen, dass der BNC-(Koax-)Anschluss und der Interrupt IRQ 10 verwendet wird, nutzen Sie dies:
3c509.xcvr=3 3c509.irq=10
Manchmal könnte es nötig sein, ein Modul als gesperrt zu markieren (auf die Blacklist zu setzen), um zu verhindern, dass es automatisch vom Kernel und von udev geladen wird. Ein Grund dafür könnte sein, dass ein spezielles Modul Probleme mit Ihrer Hardware verursacht. Außerdem listet der Kernel manchmal zwei verschiedene Treiber für das gleiche Gerät auf. Dies könnte zu inkorrekter Funktion des Gerätes führen, falls der Treiber zu einem Konflikt führt oder der falsche Treiber zuerst geladen wird.
Sie können mit der folgenden Syntax ein Modul als gesperrt markieren:
. Das führt dazu, dass das Modul in Modulname
.blacklist=yes/etc/modprobe.d/blacklist.local
eingetragen wird; es wird sowohl für die Installation als auch später für das installierte System gesperrt.
Beachten Sie, dass das Modul trotzdem noch vom Installationssystem selbst geladen werden könnte. Sie können dies verhindern, indem Sie die Installation im Experten-Modus durchführen und das Modul in den Listen der zu ladenden Module (während der Hardware-Erkennung) deaktivieren.
[2] Mit aktuellen Kernel (2.6.9 und neuer) können Sie 32 Kommandozeilenoptionen und 32 Umgebungsoptionen benutzen. Werden diese Grenzen überschritten, meldet der Kernel eine Panic (stürzt ab). Außerdem gibt es eine Begrenzung auf 255 Zeichen für die Länge der gesamten Kernel-Befehlszeile, alles was länger ist, könnte einfach abgeschnitten werden.